Vereinschronik
Erlinghausen – im Jahre 1107 zum ersten mal urkundlich erwähnt – kann auf eine reiche Schützentradition zurückblicken. Aus Listen des Städtischen Archivs Obermarsberg geht hervor, dass sich schon etwa im Jahre 1670 Männer zur Verteidigung des Dorfes gefunden haben.
1870 – 1945 Die Ursprünge des Vereins bis zum II. Weltkrieg
1949 – 1963 Wiederaufnahme der Aktivitäten bis zum Eintrag in das Vereinsregister
1970 – 1990 100jähriges Jubiläum bis zum Wegfall des Weckrufes
1991 – 2005 Umfangreicher Umbau der Schützenhalle bis heute
1870 – 1945 Die Ursprünge des Vereins bis zum II. Weltkrieg
Der heutige Erlinghauser Schützenverein geht zurück auf Erlinghauser Teilnehmer am Krieg 1870-71. Sie pflanzten die Friedens-Eiche, die allen Einwohnern als die Eiche am Kreuz bekannt ist. Die Männer dieser Kriegergemeinschaft bildeten den Kern des Kriegervereines, der durch Wehrpflichtige aus Erlinghausen anwuchs und 1884 eine Fahne erhielt. Der erste Vorsitzende war Johann Römer (Threschens). Im Jahr 1885 stellte die Gemeindevertretung dem Verein unentgeldlich einen Platz in der Pfingsthude für die „Feier der Krieger“ zur Verfügung, wo das erste Fest am 12.07.1885 stattfand. Es gibt Vermutungen, dass die Schützen schon seit dieser Zeit eine Art Schützenfest feierten, belegbare Quellen liegen jedoch nicht vor.
Die Kriegerfahne wurde wahrscheinlich um 1908 angeschafft. Zwei Jahre später schloss der Verein mit der Gemeinde einen Vertrag ab und sicherte sich dadurch das Recht, das o.a. Grundstück an der Pfingsthude bebauen zu dürfen. Das Pachtgeld betrug damals drei Mark, die Gemeinde behielt sich zusätzlich eigene Nutzungsrechte vor. Der Bau eines Gebäudes musste jedoch erst einmal verschoben werden. 1920 wurde der Kriegerverein in „Schützen- und Kriegerverein“ umbenannt. Der erste Schützenhauptmann wurde Hermann Ramspott. In den Jahren 1920-21 wurde dann in Eigenleistung der Mitglieder das Schützenzelt errichtet, ein verhältnismäßig kleiner Bau aus Holz. Die Tanzfläche lag im Freien vor der Halle. Am 12. u. 13.06.1921 konnte nun das erste Schützenfest in der Halle gefeiert werden. Schützenkönig wurde der Schmied Josef Meier, mit ihm regierte seine Frau.
Die folgenden Jahre waren durch die wirtschaftlichen Nöte und die politischen Umstände jener Zeit geprägt. Im Jahre 1930 wurde erstmalig auf den Schützenball verzichtet („wegen der schlechten Zeiten und der allgemeinen Geldknappheit“). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten musste sich 1934 der Krieger- und Schützenverein auflösen, aus diesem entstand eine Kriegerkameradschaft unter Leitung von Karl Aßhauer sowie der Schützenverein unter seinem Hauptmann Josef Meier. Während der Kriegsjahre blieb der Verein als passiver Verband bestehen, ein Fest wurde natürlich nicht veranstaltet.
Protokoll der Generalversammlung vom 12.04.1930
1949 – 1963 Wiederaufnahme der Aktivitäten bis zum Eintrag in das Vereinsregister
Erst 1949 wurde wieder ein Schützenfest gefeiert, König wurde Josef Otto (Königin: Elisabeth Schröder). 1953 wurde die alte Halle, die immer noch von den Besatzungsmächten beschlagnahmt war, freigegeben. Auslöser dieser Freigabe war die Intervention des aus Erlinghausen stammenden Landtagsabgeordneten Wilhelm Otto. Zuvor hatten die Mitglieder des Vereines allerdings beschlossen, an Stelle des alten Schützenzeltes eine neue, massive Schützenhalle bauen zu wollen.
Dieser Plan wurde unverzüglich umgesetzt, wobei auch hier wiederum die Eigenleistung der Vereinsmitglieder gefragt war. Jedes Mitglied des Schützenvereines hatte 5 Tage an der Halle zu arbeiten und 20 DM zu bezahlen. Anschließend mussten noch einmal fünf DM für neue Bänke gezahlt werden. Nachdem auch noch einige Sponsoren ihren Teil beigetragen hatten, konnte der Hallenbau bereits im Juli 1953 vollendet und mit einem Schützenfest gefeiert werden. Das bebaute Grundstück ging dann durch Kauf in den Besitz des Vereines über.
1954 trat der Schützenverein dem Sauerländer Schützenbund bei, da die Schützen hofften, in Bezug auf wachsende Verwaltungsanforderungen bzw. -kosten (u.a. GEMA) in einem Verbund besser den Anforderungen gerecht werden zu können.
Nach einigen ruhig verlaufenen Jahren kam es 1959 zu einer Änderung bei der Zusammensetzung des Schützenvorstandes. Um den Vorsitzenden des Schützenvereines zu entlasten, wurde das Amt des Vorsitzenden (zuk.: Oberst) und des Schützenhauptmanns getrennt. Der Schützenhauptmann war dabei für den militärischen Teil der Festtage verantwortlich. Ein Jahr später wurde erstmalig die Funktion eines Schießwartes im Vorstand durch Andreas Emmerich besetzt. Das Schussgeld betrug im Übrigen im Jahr 1959 für den König 250 DM, die Königin erhielt 150 DM.
In der Generalversammlung vom 21.01.62 wurde erstmals eine Beitragserhöhung beschlossen. Der Jahresbeitrag wurde von 2,50 auf 5,00 DM erhöht. Ein Jahr später wurde in einer außerordentlichen Generalversammlung eine Satzung vorgestellt und genehmigt, so dass der Verein im ordentlichen Vereinsregister eingetragen werden konnte. Für Interessierte: Der Bierpreis betrug im Jahre 1969 einheitlich 0,40 DM.
1970 – 1990 100jähriges Jubiläum bis zum Wegfall des Weckrufes
1970 konnte dann nach kurzen Meinungsverschiedenheiten ein großes Jubiläumsfest gefeiert werden. Unstimmigkeiten gab es zunächst dahingehend, ob die Zeit des ursprünglichen Kriegervereines (s.o.) mitberücksichtigt werden sollte. Bei einer Abstimmung anlässlich der Generalversammlung sprachen sich 63 Schützenbrüder für die Begehung eines 100jährigen, 11 für ein 50jähriges Jubiläum aus und 8 Mitglieder enthielten sich der Stimme. Folgerichtig wurde dann im Sommer des Jahres das 100jährige Jubiläumsschützenfest gefeiert. Eigens hierfür wurde eine Festschrift erstellt, die auch heute noch in vielen Haushalten zu finden ist.
Im Jahr darauf fasste der Schützenverein den Entschluss, die Schützenhalle in größerem Umfang umzubauen. In einer außerordentlichen Generalversammlung wurde beschlossen, den Jahresbeitrag von 5 auf 12 DM zu erhöhen und eine Umlage von 50 DM zu erheben. Des weiteren wurde ein Bauausschuss aus sachkundigen Mitgliedern gebildet. Nach der Durchführung der Bauarbeiten musste man 1972 überlegen, wie der Verein eine Summe von 50.000,- DM Fremdkapital aufbringen könnte. Nach Finanzierungsanfragen entschied der Verein, sich vertraglich an die Fa. Koppenburg zu binden, da diese wesentlich günstigere Konditionen bot als die konkurrierende Brauerei aus Warstein.
1974 wurde die Satzung wieder dahingehend geändert, dass der 1. Vorsitzende wieder gleichzeitig die Funktion des Hauptmanns übernahm. Gewählt wurde der zu dieser Zeit amtierende Hauptmann Franz Meier. Im gleichen Jahr musste aufgrund einer bestehenden Finanzierungslücke nochmals eine Umlage von 60,- DM erhoben werden. Im Jahr 1976 integrierte der Schützenverein den Karnevalsverein auf dessen Wunsch als Unterabteilung in den Verein. Der Preis für die Schänke betrug in diesem Jahr 9850,- DM, die Verpflichtung des Musikvereines aus Thülen kostete 4980,- DM. 1977 wurde das Schussgeld erhöht. Der König erhielt nunmehr 400,- DM, die Königin 200,- DM. In diesem Jahr wurde erstmalig Bier aus Westheim (Hirsch-Bräu) ausgeschenkt. Willi Wallmeier übernahm das Amt des Zeltwartes.
1978 wurde zum ersten Mal das Stadtschützenfest in Erlinghausen gefeiert. Ein eingerichteter Festausschuss hatte sich exklusiv um die Vorbereitungen gekümmert, so dass das Fest zu aller Zufriedenheit verlief.
Seit 1978 wird der Vogel und der Geck durch Hans-Heiner Emmerich angefertigt. 1983 spielte zusätzlich die Musik aus Udorf beim Zug am Schützenfestsonntag. Seit dem Schützenfest 1985 wird das allseits begehrte Schützenfrühstück angeboten, zu dieser Zeit allerdings mit nur einer Variante – Gulaschsuppe. 1989 entschloss sich der Verein, den Vorstand um zwei Mitglieder zu erweitern. Das Schussgeld wurde auf insgesamt 1000,- DM erhöht. Im selben Jahr wurde die Fahne aufwändig restauriert.
Seit 1990 – vermutlich mit dem Wegzug des letzten Hahnes aus Erlinghausen – weckten die Musikanten aus Erlinghausen die Bewohner nicht mehr mit ihrem Weckruf. Eine genaue Statistik über die Folgen (Anzahl der Verschlafenen) liegt leider nicht vor.
1991 – 2005 Umfangreicher Umbau der Schützenhalle bis heute
Ab dem Jahr 1991 erhielt die Schützenhalle und das Umfeld schrittweise sprichwörtlich „ein neues Gesicht“. Schon früh (1991) fasste der Verein den Entschluss, die Toiletten großzügig umzubauen. Dazu wurde die Erhebung eine Umlage beschlossen, die Umbauarbeiten sollten ´92 nach Karneval erfolgen. Zuvor bauten jedoch Vereinsmitglieder auf Druck der Brauerei den Kühlkeller. Außerdem wurde der Schützenplatz neu gestaltet und am 19.07.1991 offiziell eingeweiht. Im gleichen Jahr erhielten die Erlinghauser einheitliche Schützenfahnen mit dem Ortswappen, die dem Ort an den Festtagen seither ein feierlicheres und geschlosseneres Bild verleihen.
Nachdem die Genehmigungen mit Unterstützung von Hans Watzke und Hans Scholle eingeholt worden waren, begannen die Mitglieder des Schützenvereines vornehmlich in Eigenregie 1992 mit den An- und Umbauarbeiten an der Schützenhalle. Dabei wurde der Eingangsbereich komplett neugestaltet, wodurch die Halle eine neue, zeitgemäße Toilettenanlage sowie einen zusätzlichen Raum oberhalb des Einganges erhielt. Dieser Raum, der später den Namen „Schützenstube“ erhalten sollte, hat sich zwischenzeitlich bei zahlreichen Feiern sowie als Lagerraum bei größeren Veranstaltungen bestens bewährt. Am 15. und 16. August 1992 fand das Stadtschützenfest zum zweiten Male in Erlinghausen statt. Aufgrund der guten Beziehungen des Vorstandes zu Petrus konnte auf ein zusätzliches Zelt verzichtet werden, was den Kassierer sicherlich erfreute. Da das Wetter dann auch tatsächlich bestens mitspielte, wird auch dieses Fest sicher allen Teilnehmern aus dem Stadtgebiet und den benachbarten hessischen Orten in sehr guter Erinnerung geblieben sein.
Im Jahre 1993 musste nochmals eine Umlage in Höhe von 80,- DM beschlossen werden, um die Verbindlichkeiten aus den Umbaumaßnahmen ablösen zu können und um die künftig notwendigen Erneuerungen finanzieren zu können. Eine solche war zum Beispiel die Neuerrichtung einer Vogelstange im Jahr 1995, da die alte Stange nicht mehr zugelassen worden wäre. Die neue Stange wurde dann gleich im Jahre ´95 mit einem Kaiserschießen eingeweiht. Im gleichen Jahr wurde das Dach über der Küche und dem Speiseraum erneuert. In einer Generalversammlung am 18.01.1997 wurde beschlossen, dass zukünftig bei der Vergabe der Schänke festgelegt werden soll, dass der Bierpreis 10 Pfennig unter dem ortsüblichen Preis liegen soll.
1998 wurde der Ablauf des Kinderschützenfestes dahingehend geändert, dass der Kinderkönig für den Sonntag am Samstag Nachmittag ermittelt wird. Im sogenannten Millenium-Jahr 2000 musste der Schützenverein feststellen, dass wir wirklich im neuen Jahrtausend angekommen sind. Trotz ständiger Umbau- und Pflegearbeiten an der Schützenhalle erhielt der Verein von den zuständigen Behörden eine Liste mit zu beseitigenden Mängeln. Da die Liste recht lang war und solch gravierenden Punkte wie die komplette Heizungsanlage enthielt, musste der Beitrag von 20 auf 30,- DM angehoben und nochmals eine Umlage in Höhe von 120,- DM erhoben werden. Alle Mängel (Heizungsanlage, Fluchttreppe u.v.a.) konnten dann mit viel Eigenleistung durch den Vorstand und zahlreicher Mitglieder beseitigt werden. 2003 wurde das Schussgeld von 1000,- DM auf 600,- € „erhöht“.
Im Jahre 2005 wurde nach zehn Jahren erneut ein Schützenfest mit einem Kaiserschießen eingeläutet. Nach zähem Ringen errang Klaus Bathe die Kaiserwürde. Am gleichen Tage wurde die restaurierte 1. Fahne nach der Erneuerung mitgeführt. Die Erneuerung war zwingend erforderlich und konnte mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse Paderborn durchgeführt werden.
Vorausgegangen waren dem Schützenfest 05 umfangreiche Renovierungsarbeiten in der Schützenhalle. Auch im Hinblick auf das kommende Stadtschützenfest erhielt die Halle in drei Wochen einen neuen Anstrich und eine neue Thekenverkleidung.
(Quellen: Erlinghausen, Buch v. Gerh. Brökel, Festschrift des Schützenvereines aus dem Jahr 1970, Protokolle der Generalversammlungen)